Anlage 01
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Anlage 01: Abschrift des Berichtes des Walter Orth vom 31.10.1944

 

Hamm ( Westf. ) , den 31. 10. 1944

 

Betrifft:  Vorgänge am Bunker Widumstrasse bei dem Luftangriff am 25. 10. 1944

 

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Bei Vollalarm fuhr ich zum Bunker vom Kentroperweg, Ecke Adolfstrasse mit dem Fahrrad. Das Gedränge vor dem Eingang war noch nicht sehr gross. Ordnungsmannschaften habe ich weder vor dem Bunker noch an den Eingängen gesehen. Ich bin in aller Ruhe bis zum Ende der Stufen des nach unten führenden Eingangs gekommen, als durch das einsetzende Flakfeuer ein lautes Schreien zu hören war und die dann herbeiströmende aufgeregte Menge von etwa 100 bis 150 Personen die Bunkereingänge zu erreichen suchte und nun von beiden Seiten einen derartigen Druck auf die in  dem unteren Teil der Treppe stehenden ausübte, dass sie förmlich zusammengepresst wurden. Schon nach ganz kurzer Zeit liessen Frauen als auch Männer infolge Atemnot, die durch diese gewaltige Pressung hervorgerufen wurde, den Kopf hängen und verloren das Bewusstsein.  Fallen konnte niemand.  Das Erreichen des Bunkereinganges war  unter diesen Umständen unmöglich . Ich habe immer wieder versucht, die auf  den oberen Treppen stehenden  Männer als auch Frauen zur Einsicht zu bringen und die Volksmenge aufzulockern, mit dem Hinweis, dass die Frauen bereits erstickt seien. Die Folge war aber, dass mir zugerufen wurde. „ Wir wollen in den Bunker !“  und der Druck verstärkte sich dadurch. Ich habe mit allen Kräften die auf der Treppe in meinem Rücken drückende Menge  zurückzustemmen  versucht. Dass wurde aber durch den Gegendruck der anderen Treppe wieder aufgehoben. Während der Druck auf die Leute in den Treppen nur einseitig war und durch die verschiedenen Höhen sich nicht in dem  starken Masse auswirkte, steigerte sich der beiderseitige Druck  auf die Personen der unteren Plattform derart, dass sie keine Atemmöglichkeit durch Ausdehnung des Brustkorbes hatten. Schätzungsweise bin ich  etwa 10 Minuten diesem Druck ausgesetzt gewesen, ohne atmen zu können und ohne Bewusstsein. Als ich aufwachte, sah ich die vorher in meiner Nähe Stehenden vor dem Bunker tot auf dem Boden liegen. Ich habe mich dann ohne Hilfe vom Bunker entfernt und bin auf dem Fahrrad zu meiner Wohnung gefahren. Während der Zeit, als ich dem gewaltigen Druck ausgesetzt war und das Bewusstsein noch hatte, war mir klar, dass es unter diesen Umständen Tote geben musste. Die Gründe zu dem sich dort abgespielten Vorgang lagen:

1.)    in der zu raschen Aufeinanderfolge von Luftwarnung und Vollalarm und dem unmittelbar einsetzenden Flakfeuer und Bombenabwurf.

2.)    in der baulichen Fehlkonstruktion des Einganges. Die geradlienig aufeinander zuführenden Treppenstufen zu einem seitlich sich befindenden engen Eingang führen schon bei geringem Andrang zur Stauung.

3.) in dem Versagen des Ordnungsdienstes.

 

                                                                                                        gez.:  Walter Orth